Der Lesesteinhaufen

Der Lesesteinhaufen

Von den Abschlägen auf Loch sechs lässt sich der wunderbare Panoramablick über die Landschaft des Odenwaldes genießen. Aufgrund der Hanglage werden die Abschläge von Sandsteinmauern gestützt, deren Fugen Rückzugsorte für verschiedene Tier- und Pflanzenarten bieten. Die Mauern sind nach Südwesten ausgerichtet, weshalb sie einen sehr sonnigen, warmen und trockenen Lebensraum darstellen. Zusätzlich dazu wurde hier 2021 zwischen Damen- und Herrenabschlag ein Lesesteinhaufen angelegt.

Lesesteinhaufen sind ursprünglich ein Ergebnis der landwirtschaftlichen Nutzung unserer Böden. Alle Böden in Deutschland weisen Steine in unterschiedlichster Größe und Form auf, die durch Pflügen und Bodenerosion zum Vorschein kommen. Steine auf den Äckern erschweren deren Bearbeitung und können landwirtschaftliches Gerät beschädigen, weshalb sie regelmäßig von den Landwirten aufgelesen und am Rande des Feldes abgelegt werden. Auf diese Weise entstanden seit Jahrhunderten Lesesteinhaufen oder ganze Lesesteinwälle entlang von Feldern, die als besonderer Lebensraum für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten dienen. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft ging jedoch die Strukturvielfalt der Agrarlandschaft in den letzten Jahrzehnten stark zurück. Der Erhalt und das Neuanlegen von Lesesteinhaufen ist deshalb ein wichtiger Beitrag, um Rückzugsräume für gefährdete Arten zu bewahren.

Die Sandsteinmauern und der Lesesteinhaufen auf dem Golfplatz dienen als Brutstätten und Unterschlupf für Eidechsen, Nattern, Spinnen, Käfer und vielen anderen Arten. Vor allem wechselwarme Reptilien sind auf sonnige, warme Standorte angewiesen mit Steinen, die die Wärme des Tages bis in die Nacht hinein speichern. Zudem fungieren solche Steinstrukturen als Trittsteinbiotope für Arten auf ihrem Weg durch die Landschaft. Lesesteinhaufen ermöglichen zudem das Überwintern von Tieren in den trockenen und frostfreien Hohlräumen und Fugen. Marienkäfer beispielsweise, die eine wichtige Rolle zur Populationsregulierung von Blattläusen und Mehltau haben, sind angewiesen auf solche Rückzugsräume in der kalten Jahreszeit. Auch die Schlingnatter, eine harmlose und ungiftige Schlange, nutzt die Hohlräume von Lesesteinhaufen während ihrer Winterstarre genauso wie die streng geschützte Zauneidechse. 

Seit der Anlage des Lesesteinhaufens besiedeln auch unterschiedliche Pflanzenarten diesen trockenen, nährstoffarmen Standort wie beispielsweise der Storchschnabel (Geranium). Er ist eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Lebensgrundlage für Tagfalter wie den Storchschnabel-Bläuling. 

 

Text und Bilder: Florian Opitz

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